Drogennachweis 2 Bewertung und Interpretation

Negativer Befund
Folgende Möglichkeiten sind zu berücksichtigen:
- es hat kein Drogenkonsum stattgefunden
- der Konsum liegt weit zurück
- die Konzentration ist zu niedrig (z. B. Spontanurin nach flüssigkeitsreicher Mahlzeit)
- die konsumierte Droge wurde mit dem Verfahren nicht erfasst
Manipulation des Untersuchungsmaterials
- Starke Flüssigkeitsaufnahme vor Arztbesuch
- Verdünnung der Originalprobe z. B. auf der Toilette in der Praxis
- Abgabe von Fremdurin
- Zusatz von Salzen, Zucker, Toilettenreiniger, Flüssigseife, Desinfektionsmittel, Säuren, Laugen, Vitaminen und anderem.
Ausschluss der Manipulation
- Urinabgabe unter Sicht
- Überprüfung des Urinstatus: pH, Temperatur (frisch gewonnener Urin sollte ca. 35 – 38°C ergeben), Farbe, Kreatininwert, Dichte, Osmolalität.
Positiver Befund
Folgende Möglichkeiten sind zu bedenken:
Unspezifische Gruppentests (immunologisch) durch:
- unspezifische Kreuzreaktionen von in der Matrix vorhandenen körpereigenen Substanzen
- vom Arzt verordnete Medikamente (z. B. bei Benzodiazepinen, Barbituraten, Amphetaminen und der Opiatgruppe)
speziell bei der Opiatgruppe:
- Drogenkonsum von Heroin
- Einnahme von codein- und/oder dihydrocodeinhaltigen Präparaten oder anderen Opiaten
- Verzehr größerer Mengen von morphinhaltigen Nahrungsmitteln (z. B. Mohnkuchen)
Bestätigungsanalyse
Immunologische Suchtests müssen lt. NUB-Richtlinien oder bei forensischer Fragestellung bei positiven Ergebnissen mit einem Test anderer Technologie und besserer Spezifität bestätigt werden.
Opiatgruppentest (GT) und Bestätigungsanalyse bei Gebrauch verschiedener Opiate
Heroin (Diamorphin) wird mit sehr kurzer Halbwertszeit – drei Minuten – überwiegend in 6-Mononacetylmorphin umgewandelt. In einem etwas langsameren Schritt erfolgt die Metabolisierung zu Morphin. Der Nachweis von Monoacetylmorphin ist beweisend für den Heroinkonsum.
GT MAM DHC Codein Morphin Bewertung
+ + - - + Spektrum wie bei Heroingebrauch; Monoacetylmorphin ist im Urin nur in niedriger Konzentration für kurze Zeit (2-8 h) nachweisbar, so dass diese Befundkonstellation sehr selten auftritt.
+ - + - - Spektrum wie bei Dihydrocodein (Remedacen®)-Therapie; kein Hinweis auf Einnahme von Heroin u. a. morphinbildenden Substanzen
+ - + - + Dihydrocodein und Morphin nachgewiesen; V. a. Einnahme von morphinhaltigen Substanzen
+ - + + + V. a. zusätzliche Einnahme von codeinhaltigen Medikamenten und anderen morphinbildenden Substanzen (z. B. Heroin) neben Dihydrocodein (z. B. Remedacen®)
+ - - + +/- V. a. Einnahme von codeinhaltigen Medikamenten
Abkürzung Bedeutung
+ positiv
- negativ
MAM Monoacetylmorphin
GT Opiatgruppentest
DHC Dihydrocodein

Hinweis
Bei einer Substitutionstherapie mit Methadon (Polamidon®) bzw. Buprenorphin (Subutex®) ist der Opiatgruppentest negativ, da Methadon und Buprenorphin analytisch keine Kreuzreaktivität zeigen. Bei positivem Opiatbefund ist in solch einem Fall von einem Beigebrauch von Opiaten (z. B. Heroin, Codein o. a.) auszugehen.

Cannabisgebrauch: Nachweisbarkeit im Urin und Serum bei einmaligem und regelmäßigem Gebrauch
Urin:
Der inaktive Hauptmetabolit der Cannabinoide ist die THC-Carbonsäure (THC-COOH). Diese ist bei einmaligem oder gelegentlichem Konsum ca. 2-4 Tage nachweisbar. Da einige Metabolite im Fettgewebe gespeichert werden, verlängert sich die Nachweisbarkeit nach regelmäßigem Konsum auf 2-6 Wochen. In Einzelfällen wurden bei Dauerkonsumenten auch nach 3 Monaten Abstinenz noch positive Befunde erhoben. Unter Abstinenz sollte die Konzentration kontinuierlich abfallen. Zu beachten ist ferner, dass auch durch Passivrauchen eine messbare Aufnahme von Cannabis erfolgt.
Serum:
THC-COOH ist nach einmaligem Konsum 2-3 Tage, nach regelmäßigem Konsum ca. 3 Wochen nachweisbar (gelegentlich länger). Die pharmakologisch aktiven Metabolite Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC) und 11-OH-Tetrahydrocannabinol (THC-Hydroxy, 11-OH-THC) sind jedoch nur in einem kurzen Zeitfenster von etwa 6 h nach Gebrauch im Serum nachweisbar (in geringer Konzentration maximal bis zu 24 h). Dem Nachweis von THC und THC-Hydroxy kommt daher im Zusammenhang mit Verkehrsdelikten eine besondere Bedeutung zu.

Weiterführende Literatur ist auf Anfrage im Labor erhältlich.