Tuberkulose Diagnostik und häufige Fragestellungen

Erreger: 
Mykobakterien des MTB-Komplex (M. tuberculosis, M. africanum, M. bovis, M. microti, M. canetti)

Übertragung:
hauptsächlich aerogen, mittels kleinster erregerhaltiger Tröpfchen, z. B. durch Husten, Niesen, Sprechen, medizinische Maßnahmen an den Atemwegen

Formen:
pulmonal (offen/geschlossen), extrapulmonal (jedes Organ möglich), Miliartuberkulose (generalisiert)

Symptomatik: 
subfebrile Temperaturen, Gewichtsverlust, Nachtschweiß, Schwäche
evtl. unspezifische Entzündungszeichen (z. B. BSG↑), in 15% der Fälle keine Symptome

 

Labordiagnostische Methoden (Weitere Hinweise zu den Untersuchungsmaterialien im Leistungsverzeichnis)

Methode

Material

Anmerkungen

Bakteriologische Untersuchung
(Kultur und Mikroskopie)

Sputum, Bronchialsekret, BAL, Magensaft, Urin, Blut, Liquor, Stuhl, Biopsien, Punktate, Knochenmark

Goldstandard, sensitivstes Verfahren bei Verdacht auf Tuberkulose, ggf. mehrwöchige Bebrütungszeit

Resistenztestung aus Kultur möglich, weist auch atypische Mykobakterien nach

 

IGRA 1)2)
(Interferon y Release Assay)

 

Quantiferon
TB Gold

 

Je 1 ml Blut
(bis zur Füllmarke)
in 4 Spezialröhrchen

Ausschlussdiagnostik;
Präanalytik unbedingt beachten! Bebrütung innerhalb von 16 h, aufrecht stehend, kontinuierlich für 16-24 h bei 37°C. Modalitäten ggf. mit dem Labor vorab klären (Bebrütung im Labor möglich). Entnahmezeitpunkt und Bebrütungszeit auf dem Materialbegleitschein vermerken.

T-Spot TB

10 ml Heparinblut

Ausschlussdiagnostik; eilige Einsendung an das Labor

Mykobakterien-PCR
(MTB-Komplex)

Sputum, BAL, Liquor, Punktate, Magensaft, Urin

Schnellerer, aber weniger sensitiver Nachweis als die
Kultur, keine Erfassung atypischer Mykobakterien

1)   Vorteile der IGRAs gegenüber dem Tuberkulin-Hauttest (THT): kein Booster-Effekt, keine
      Störung durch frühere BCG-Impfung, höhere Spezifität bei verbesserter Sensitivität, für
      Meldung als Berufskrankheit erforderlich

2)   Als Kassenleistung z. Z. nur abrechnungsfähig vor Therapie mit Medikamenten, die vor
      Anwendung einen TB-Ausschluss (latent oder aktiv) erfordern, bei HIV-Infektion, Dialyse oder
      Organtransplantation.

 

Diagnostik nach Fragestellungen

V. a. behandlungsbedürftige, aktive Tbc
(z. B. bei therapierefraktärer Pneumonie, Husten/Fieber unklarer Ätiologie)

Anamnese, klin. Untersuchung, Röntgen-Thorax in 2 Ebenen, ggf. CT-Thorax, ggf. Bronchoskopie
Labor: Mikroskopie, Kultur mit Resistenztestung, evtl. PCR

Tuberkulose Ausschluss vor immunmodulatorischer Therapie(lt. DZK-Empfehlungen)

1)   Anamnese
      Immunsuppression, frühere Infektion, Impfstatus,
      TB-Kontakte/Herkunft, Vorbefunde (THT, IGRA, Röntgen-Thorax)

2)   Ausschluss einer latenten Tuberkulose (LTBI) mittels
      Interferon y Release Assay (IGRA)
      Weiteres Vorgehen nach Ergebnis des IGRAs

     (Hinweis: unter Immunsuppression eingeschränkt aussagefähig)

negativ

i.d.R. keine Chemoprävention erforderlich

positiv

chemopräventive Therapie nach Ausschluss einer
behandlungsbedürftigen aktiven Tuberkulose

nicht auswertbar

zunächst Test aus neuer Probe wiederholen (evtl. mit
alternativem IGRA), wenn erneut nicht auswertbar,
Tuberkulin-Hauttest durchführen

3)   Umfassende Aufklärung über erhöhtes TB-Risiko und
      regelmäßige Abfrage tuberkulosetypischer Symptome

Postexpositioneller Ausschluss einer Tuberkulose-Infektion

Altersentsprechenden Algorithmus der aktuellen DZK-Empfehlungen für Umgebungsuntersuchungen beachten (www.pneumologie-de)!

 

Definiton der Resistenzen lt. WHO:

Antituberkulotische Therapie:

Mono-Resistenz

gegen ein einziges Antituberkulotikum

→ detaillierte Therapieregimes in den DZK-Empfehlungen
Standardtherapie:
4 Mon.               Isoniazid, Rifampicin,
                         Pyrazinamid, Ethambutol
+ 2 Mon.            Isoniazid, Rifampicin

Eine Tuberkulose-Therapie sollte von diesbezüglich erfahrenen Ärzten durchgeführt werden, da zu den Risikofaktoren für eine Infektion mit resistenten Mykobakterien - neben Kontakt mit resistentem Tuberkulosefall und Herkunft aus einem Land mit hoher MDR-TB-Prävalenz - eine vorangegangene nicht-effektive antituberkulöse Behandlung bzw. Therapieversagen zählen. Mittlerweile gibt es über die WHO-Definition hinaus Fälle mit „totally-drug-resistant“ (TDR/ XXDR) -Tuberkulose (gegen alle getesteten Medikamente resistent).

Polyresistenz

Gegen mehr als ein Antituberkulotikum, nicht Isoniazid und Rifampicin gleichzeitig

Multi-drug-resistant tuberculosis
(MDR-TB)

Mindestens Resistenz gegen die zwei Erstrangmedikamente Isoniazid und Rifampicin

Extensively drug-resistant tuberculosis (XDR-TB)

MDR + Resistenz gegen ein Fluorchinolon und mindestens ein injizierbares Zweitrangmedikament (Amikacin, Capreomycin, Kanamycin)