Monoklonale Gammopathie Immunfixation und freie Leichtketten
Eine Monoklonale Gammopathie ist durch eine erhöhte Konzentration eines (seltener zwei oder mehr) monoklonalen Paraproteins gekennzeichnet, das von einem autonom proliferierenden B-Lymphozyten- oder Plasmazellklon sezerniert wird. Es können sowohl vollständige Immunglobuline vom Typ IgG, IgA oder IgM (sehr selten IgD oder IgE) mit den entsprechenden Leichtketten κ (Kappa) oder λ (Lambda), als auch nur die freien Leichtketten (sogenanntes Leichtkettenmyelom) gebildet werden. Selten werden nur Schwerketten synthetisiert. Das monoklonale Paraprotein ist in der Elektrophorese normalerweise als sogenannter M-Gradient („M-Protein“) in der γ-Fraktion (seltener im ß- oder α2-Bereich) sichtbar. Der sensitive Nachweis und die Differenzierung des zugrunde liegenden Immunglobulin-Typs gelingen mit Hilfe der Immunfixation. |
Einteilung der Gammopathien
Monoklonale Gammopathie Unklarer Signifikanz (MGUS)
Die Verlaufskontrollen bei MGUS erfolgen entsprechend des Risikoprofils. Als Hochrisiko-MGUS wird folgende Konstellation bezeichnet: nicht IgG-Typ + abnormaler Quotient der freien Leichtketten + M-Protein > 15 g/l. |
Multiples Myelom (symptomatisch) |
Smouldering Myeloma (asymptomatisch) |
Solitäres Plasmozytom |
M. Waldenström (Waldenström Makroglobulinämie) |
Plasmazell-Leukämie |
Fakultative/ begleitende Monoklonale Gammopathie |
CRAB Kriterien
CRAB leitet sich von den englischen Begriffen „hypercalcemia“, „renal insufficiency“, „anemia“ und „bone lesions“ ab.
C | Hypercalcämie | > 2,75 mmol/l |
R | Niereninsuffizienz | Kreatinin ≥ 2,0 mg/dl |
A | Anämie |
Hb < 10,0 g/dl oder um ≥ 2,0 g/dl unterhalb des unteren Normwertes |
B | Knochenbeteiligung | Osteolyse oder Osteoporose mit Kompressionsfraktur |
Eine Therapie ist bei symptomatischem Multiplem Myelom indiziert. Die Erfüllung eines CRAB Kriteriums ist ausreichend. Weitere Behandlungsindikationen sind Schmerzen, eine B‑Symptomatik oder ein Hyperviskositäts-syndrom.
Labordiagnostik
Diagnostik bei V.a. MGUS
Diagnostik bei V.a. Multiples Myelom |
Hinweis zur Eiweiß-Elektrophorese im Serum:
Ein M-Gradient (spitzer Peak) findet sich erst ab einer Konzentration von etwa 1 g/l eines monoklonalen Paraproteins. Bei ausschließlicher Synthese von Leichtketten und bei Paraproteinen vom IgD- oder IgE-Typ ist in der Elektrophorese in der Regel kein M-Gradient nachweisbar. Deshalb sollte bei weiterbestehendem V.a. eine monoklonale Gammopathie immer eine Immunfixation im Serum und Urin sowie die Bestimmung der freien Leichtketten im Serum durch- geführt werden.
Immunfixation im Serum mit Bestimmung von IgG, IgA, IgM
V.a. MGUS, Multiples Myelom, Plasmozytom, M. Waldenström, Amyloidose, ungeklärter Antikörpermangel, M-Gradient in der Serumelektrophorese, erhöhte B-Zellzahl, Rezidivdiagnostik nach Knochenmarktransplantation
Immunfixation im Urin
V.a. Leichtketten-Proteinurie (Bence-Jones Protein), Amyloidose, nachgewiesene monoklonale Gammopathie im Serum
Freie Leichtketten im Serum/ Urin
Freie Leichtketten erscheinen zuerst im Serum, werden frei glomerulär filtriert und schließlich im Tubulus rückresorbiert und degradiert. Erst bei Überschreitung der Resorptionskapazität der Tubuluszellen oder bei bestehendem Tubulusschaden werden sie im Urin ausgeschieden.
Die Ablagerung freier Leichtketten in Organen und Geweben ist Ursache der AL-Amyloidose.
Bei den meisten Multiplen Myelomen (nicht nur bei Leicht-kettenmyelomen) ist der Quotient der freien Leichtketten (k/l) signifikant verschoben. Auch bei ca. 50 % der sogenannten non-sekretorischen Myelome findet sich eine sehr geringe, aber nachweisbare Menge an monoklonalen Leichtketten.
ß2-Mikroglobulin (B2M)
B2M ist ein wichtiger Tumormarker. Es wird in hoher Dichte auf Lymphozyten exprimiert. Daher korreliert die Serumkonzentration mit dem Lymphozytenumsatz. Aufgrund der renalen Elimination muss zur Beurteilung jedoch gleichzeitig die Nierenfunktion berücksichtigt werden. Auch Erkrankungen mit einem erhöhten Zellumsatz (z.B. Infektionen, Autoimmunerkrankungen) beeinflussen die Serumkonzentration.
Proteinurie
Nachweis einer beginnenden tubulären Schädigung mittels SDS-PAGE-Elektrophorese oder durch die Bestimmung der nieder-molekularen Markerproteine (z.B. α1-Mikroglobulin) im Urin. Bei einem Fortschreiten der Erkrankung kann sich auch eine glomeru-läre Proteinurie entwickeln.
Parameter |
Material |
Immunglobuline, Immunfixation, freie Leichtketten im Serum, ß2-Mikroglobulin |
1 ml Serum
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Immunfixation, freie Leichtketten, SDS-PAGE-Elektrophorese im Urin |
20 ml Urin |
Lit.: Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) zum MGUS und Multiplen Myelom