Definition und Krankheitsbilder
Bei Gesunden ist das Blutstillungssystem im Gleichgewicht von gerinnungsfördernden und -hemmenden Faktoren.
Thrombophilie ist das Überwiegen gerinnungsfördernder Aktivität im Blut, die zur Thrombose führen kann durch:
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verminderte Aktivität gerinnungshemmender Faktoren (Antithrombin, Protein S, -C, Plasminogen, PAI u. a.)
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verminderte Inaktivierung gerinnungsfördernder Aktivität (APC-Resistenz)
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erhöhte Aktivität (Fibrinogen, F. VIII)
Jede unklare Thrombose oder Embolie sollte labordiagnostisch abgeklärt werden. Kommt es insbesondere bei jungen, sonst gesunden Personen plötzlich oder durch geringen, nicht adäquaten Anlass zu einer Thrombose, sollte an einen genetischen Gerinnungsdefekt gedacht werden. Hereditäre Thrombophilien sind meist bis zum 60. Lj. manifest geworden.
Risikofaktoren exogen (erworben)
Antikonzeptiva, Schwangerschaft, Wochenbett, Immobilität, langes Sitzen, Varizen, Phlebitiden, Herzinsuffizienz;
Phospholipid-Ak bei Lupus erythematodes, Antiphospholipid-Ak Syndrom)
Heparin-PF4-Ak bei HIT2 unter Heparin-Therapie
Risikofaktoren endogen (genetisch)
Faktor V Leiden, Prothrombin-Dimorphismus
Hinweise zu Laborparametern
APC-Resistenz und Faktor V-Leiden-Mutation
Resistenz des Faktor V gegen Inaktivierung durch aktiviertes Protein C (APC).
Durch eine Mutation des F. V (Faktor V-Leiden) wird dieser durch APC vermindert abgebaut. Folge ist eine erhöhte F. V-Aktivität mit gesteigerter Thromboseneigung. In Deutschland sind ca. 5 % aller Personen Träger einer Faktor V-Leiden-Mutation. Heterozygoter Status ist mit ca. 10-fach, homozygoter Status mit ca. 100-fach erhöhtem Risiko assoziiert. Zum Nachweis gibt es 2 Laborparameter:
1. APC-Resistenz (Funktionsbestimmung wie oben beschrieben).
Test der Resistenz des F.V gegen Inaktivierung durch akt. Protein C.
Erst PTT ohne, dann mit Zugabe von akt. Protein C.
Bei Gesunden verlängert sich die PTT mit APC auf das 2-5 -fache.
Bei Patienten mit APC-Resistenz fällt die Verlängerung geringer aus.
2. Faktor-V-Leiden-Mutation im EDTA-Blut
Genetische Bestimmung der Punktmutation an der Position 506 (FV-R506Q;) mit Einverständniserklärung des Patienten.
Prothrombin-Mutation
Erfasst Prothrombin-Dimorphismus G20210A; mit Einverständniserklärung. Vorkommen in ca. 2%.
Faktor VIII
F. VIII ist ein Akute-Phase-Protein, Beurteilung zusammen mit CrP empfohlen. Persistierende F. VIII-Erhöhung, d. h. ohne Akute-Phase-Reaktion, ist mit erhöhtem Thrombose-Risiko assoziiert.
Cardiolipin-Ak, b2-Glycoprotein-1-Ak
Antikörper, die gegen körpereigene Phospholipide gerichtet sind und die zu Thrombosen und Embolien führen können (den Überbegriff Antiphospholipid-Ak bitte auf dem Anforderungsschein nicht verwenden sondern einzeln anfordern).
Lupus Antikoagulans
Ebenfalls Antiphospholipis-Ak, die meist mit einer PTT-Verlängerung einhergehen. Werden beim Lupus erythematodes und beim Antiphospholipid-Syndrom gefunden und führen ebenfalls gehäuft zu venösen Thrombosen und bei Frauen zu Aborten.
MTHFR-Mutation
Fragliche Assoziation zur venösen Thrombose. Derzeit nur Kassenleistung bei nachgewiesener Hyperhomocysteinämie mit EV*1.
Heparin-induzierte Thrombozytopenie Typ II (HIT II)
Bei der HIT II kommt es durch Antikörperbildung gegen Heparin/Plättchenfaktor 4 zur Thrombozyten-Aktivierung und Thrombosen. Nachweis mittels HIPA-Test (Heparin-induced Platelet Activation). Bei erster Heparingabe sind die Antikörper nach 6-20 Tage messbar. Bei zweiter Heparingabe treten die Antikörper nach sehr kurzer Zeit auf. Auftreten der HIT II bei UFH häufiger als bei NMH.
HIPA-Test 2ml Serum
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