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Arterielle Hypertonie Laboruntersuchungen

Definition
Als arterielle Hypertonie wird eine dauerhafte Blutdruckerhöhung auf Werte von ≥140 mmHg (systolisch) und/oder  ≥90 mmHg (diastolisch) bezeichnet. Das kardiovaskuläre Risiko steigt nahezu linear mit dem systolischen und diastolischen Blutdruck, ein eigentlicher Schwellenwert existiert nicht. Ab dem 50. Lebensjahr ist in Deutschland fast jeder Zweite betroffen.

Klassifikation nach Schweregrad

Grad   systolisch diastolisch
  optimal <120 <80
  normal <130 <85
  noch normal 130-139 85-89
1 leicht 140-159 90-99
2 mittelschwer 160-179 100-109
3 schwer >180 >110
  isolierte systolische Hypertonie >140 <90


Die primäre (essentielle) Hypertonie umfasst ca. 90% aller Hypertonien, manifestiert sich in der Regel jenseits des 30. Lebensjahres und ist multifaktoriell bedingt. Nicht beeinflussbare Risikofaktoren sind Alter, Geschlecht und genetische Disposition, beeinflussbar sind dagegen Übergewicht, körperliche Inaktivität, Alkoholkonsum und vermehrte Salzaufnahme. Die essentielle Hypertonie tritt oft im Rahmen eines metabolischen Syndroms mit Hyperlipoproteinämie, Hyperurikämie, Insulinresistenz und Adipositas auf.

Sekundäre Hypertonieformen sind im Gegensatz zur Primären Hypertonie auf eine organische Ursache zurückzuführen. Dazu zählen renoparenchymatöse und renovaskuläre Hypertonie,  endokrine Hochdruckformen, neurogen bedingter Hochdruck, die Aortenisthmusstenose und sehr seltene monogenetische Hochdruckformen.

Eine Sonderform der sekundären Hypertonie stellt die schwangerschaftsbedingte Hypertonie (Gestationshypertonie) dar. Sie tritt meist im 3. Trimenon einer Schwangerschaft auf und klingt 1-6 Wochen nach Entbindung wieder ab.  Eine Gestationshypertonie mit Proteinurie (≥0.3 g/24h) wird als Präeklampsie (Gestose) bezeichnet. Die schwersten Formen der  schwangerschaftsbedingten Hypertonie sind die Eklampsie und das HELLP-Syndrom (Haemolysis; Elevated Liver enzyme levels; Low Platelet count). Hypertonie in der Schwangerschaft ist  eine der häufigsten Ursachen der Müttersterblichkeit und der perinatalen Mortalität.

Die empfohlenen Basisuntersuchungen erfassen kardiovaskuläre Risikofaktoren und können erste Hinweise auf sekundäre Hypertonieformen geben (renoparenchymatöse Hypertonie: Kreatinin, Albumin im Urin; primärer Hyperaldosteronismus: Kalium; Schlafapnoe: Blutbild). 

Weitere zum Ausschluss sekundärer Hypertonieformen geeignete Laborparameter sowie Laboruntersuchungen bei schwangerschaftsbedingter Hypertonie sind in den folgenden Tabellen aufgeführt.

 

Fragestellung Parameter Material
Basisuntersuchungen Na, K, Kreatinin (GFR), Cholesterin, HDL, LDL, Triglyceride Harnsäure
Blutzucker nüchtern
Blutbild, HbA1c
Urinstatus (Teststreifen, Sediment), Mikroalbumin
Serum
NaF-Blut
EDTA-Blut
Urin
Sekundäre Hypertonie  
Hyperaldosteronismus Aldosteron
Aldosteron/Renin-Quotient
EDTA-Plasma
EDTA-Plasma
DD: primär vs. sekundär Captopril-Test: Aldosteron/Renin-Quotient basal und 60/120 min nach 25 mg Captopril EDTA-Plasma
DD: Nierenarterienstenose Captopril-Test: Renin basal und 60/120 min nach 25 mg Captopril EDTA-Plasma
Hypercortisolismus
(Cushing-Syndrom)
Dexamethason-Hemmtest: Cortisol basal (8:00 Uhr), Gabe von 2mg
Dexamethason (23:00 Uhr), Cortisol 2 (2. Tag, 8:00 Uhr)
Serum
Cortisol im Speichel 23 Uhr Speichel
freies Cortisol im Urin 24h-Urin ohne Zusatz
Phäochromozytom Metanephrin frei, Normetanephrin frei EDTA-Plasma gefr.
Adrenalin, Noradrenalin, (Dopamin), Metanephrin, Normetanephrin 24h-Urin mit
Salzsäurezusatz
Hyperthyreose TSH, fT4 Serum
Adrenogenitales Syndrom 17-OH-Progesteron, 11-Desoxycortisol, Cortisol, Aldosteron, DHEA,
Testosteron gesamt
Serum
Hyperparathyreoidismus Parathormon intakt,
Calcium, Phosphat
EDTA-Plasma
Serum

 

Typische Veränderungen klinisch-chemischer Laborparameter bei Gestationshypertonie
Hämatokrit >38%
Thrombozyten <100.00/µl, progredienter Abfall (auch bei Werten im Normbereich) muß innerhalb weniger Stunden kontrolliert werden (HELLP-Syndrom !)
GOT (AST), GPT (ALT), LDH Anstieg über Normbereich
Bilirubin (indirekt) >1,2 mg/dl
Harnsäure >5 mg/dl ab 32. SSW
Kreatinin >0,9 mg/dl
Eiweiß im Urin ≥0.3 g/24h: Präeklampsie; > 2g/24h engmaschige Überwachung notwendig
Haptoglobin Abfall unter Normbereich
D-Dimer Verlaufsbeobachtung: rapider Anstieg spricht für disseminierte intravasale Gerinnung (DIG)
Fibrinogen <150 mg/dl

Bei ambulanter Betreuung leichter Formen der Gestationshypertonie Kontrolle der Laborparameter mind. 1x wöchentlich; bei Überwachung in der Klinik ggf. tägliche Laborkontrollen