Fachinformationen

Chlamydia trachomatis

Erreger
Chlamydia trachomatis ist ein Gram-negatives Bakterium, dessen Vermehrung obligat intrazellulär in Zylinderepithelzellen erfolgt. Verschiedene Serotypen (A,B,C; D bis K; L1-3) rufen vor allem Erkrankungen des Urogenitaltraktes und der Konjunktiven hervor (siehe Tabelle). Die in Mitteleuropa auftretenden Infektionen werden fast ausschließlich von den C. trachomatis Serotypen D bis K verursacht.

Klinische Bedeutung
Die genitale Chlamydieninfektion ist die häufigste sexuell übertragbare bakterielle Erkrankung. Unbehandelt persistieren die Erreger über einen Zeitraum von mehreren Jahren (durchschnittlich 4 Jahre). Die Erkrankung verläuft bei 80% der infizierten Frauen und bei 50% der Männer asymptomatisch. Die in der Regel leichte Symptomatik präsentiert sich bei Frauen als ungewöhnlicher vaginaler Ausfluss, Zwischenblutung, Blutung nach dem Verkehr oder Dysurie, bei Männern als Harnwegsinfekt mit Ausfluss, gelegentlich als Prostatitis/ Epididymitis oder Proktitis. Bei Frauen kann eine aszendierende Infektion über die Tuben zu chronisch entzündlichen Veränderungen im kleinen Becken führen (Pelvic Inflammatory Disease, PID). Die Infektion mit C. trachomatis ist die häufigste infektiöse Ursache für Infertilität.
Reaktive Arthritis und M. Reiter sind mögliche immunologisch bedingte Folgeerkrankungen bei beiden Geschlechtern.
Eine Infektion mit C. trachomatis erhöht das Risiko für die Übertragung von HIV und kann als Kofaktor für die Entwicklung eines Zervixkarzinoms bei HPV-positiven Frauen wirken.

Epidemiologie

  • Übertragung sexuell oder intra partum als Schmierinfektion
  • Inkubationszeit 1-3 Wo.
  • 300.000 jährliche Neuerkrankungen in Deutschland
  • Prävalenz: 2-5%, bei Personen unter 25 Jahre 5-10%.

Diagnostik
Erregernachweis
Der Nachweis des Erregers oder Erreger-spezifischer Nukleinsäure erfolgt im Urin, aus Urogenitalabstrichen oder im Sperma. Wegen der häufig sehr geringen Erregerkonzentration sollten hochsensitive Nukleinsäureamplifizierende Tests (NATs) zum Einsatz kommen. Der Erregernachweis mittels Immunfluoreszenz (IFT) ist speziellen Indikationen (Trachom, Lymphogranuloma venereum) vorbehalten, da die für die Routine eingesetzten NATs die entsprechenden Serotypen nicht erfassen.

Antikörpernachweis
Die Serologie kann den Erregernachweis nur ergänzen. Antikörper der Klasse IgA steigen 2-4 Wo., IgG-AK 6-8 Wo. nach Primärinfektion an, IgM-Ak spielen für die Diagnostik keine Rolle. Hohe IgG- und nachweisbare IgA-Ak sprechen für eine floride Infektion, hochtitrige oder lang persistierende IgA-Ak sind oft mit chronischen Infektionen oder einer reaktiven Arthritis assoziiert. Der Abfall der Antikörperkonzentration nach ausgeheilter Infektion kann 1-2 Jahre dauern.

 

Weiterführende Diagnostik
In Risikogruppen sollten Doppelinfektionen mit Gonokokken und anderen Erregern sexuell übertragbarer Krankheiten in Betracht gezogen werden. Ggf. sinnvoll sind daher der Gonokokkennachweis im Urin (PCR) sowie der Ausschluss einer Lues (TPHA-Test) und einer HIV-Infektion.

Therapie
Antibiotika der Wahl gegen C. trachomatis sind Tetrazykline, Makrolide und Gyrasehemmer. Sexualpartner müssen konsequent mitbehandelt werden, um eine Reinfektion zu verhindern.
Therapiedauer: mindestens 14 Tage.

Screening auf genitale C. trachomatis-Infektionen bei Frauen
Das Screening auf C. trachomatis ist in den Mutterschafts-Richtlinien verankerter Bestandteil der Vorsorgeuntersuchungen für Schwangere und sollte bei der ersten Vorstellung nach Feststellung der Schwangerschaft erfolgen. Weiterhin können sexuell aktive Frauen bis zum vollendeten 25. Lebensjahr einmal jährlich („im Krankheitsfall“=4 Quartale) ein Screening auf C. trachomatis in Anspruch nehmen. Das Screening sollte auch im Zusammenhang mit einem Schwangerschaftsabbruch angeboten werden.

Im Rahmen von Screeninguntersuchungen stellt ausschließlich die Untersuchung einer Urinprobe mittels NAT eine über den EBM abrechnungsfähige Leistung dar.

Anforderung und Material
Erregernachweise
C. trachomatis-PCR
5-10 ml Spontanurin
im Urinröhrchen oder Becher, keinen Urikult verwenden!
Bevorzugt 1. Portion vom Morgenurin einsenden (keinen Mittelstrahlurin), da hier die Erregerkonzentration am höchsten ist.

Urogenitalabstrich
trockenen Tupfer, keinen Tupfer mit Gel einsenden!
Kein Screening, nur als kurative Leistung bei Krankheitsverdacht!

1ml Sperma
Antikörpernachweise
C. trachomatis-AK (IgA, IgG) 1ml Serum
 

 

Serotyp Assoziierte Erkrankungen Vorkommen Übertragung Labordiagnostik
bevorzugtes Verfahren fett
A-C Trachom
(chronische Keratokonjunktivitis, Erblindung)
Tropen Schmierinfektion PCR
(Augenabstrich) Antikörper
D-K Mann:
Urethritis, Prostatitis, Epididymitis, Prokitits, Konjunktivits
Reaktive Arthritis, M. Reiter
weltweit Sexualkontakte

Schmierinfektion bei Konjunktivitis („Schwimmbadkonjunktivitis")
PCR
(Urin, Sperma, Prostatasekret, Harnröhrenabstrich)
Antikörper

Frau:
Urethritis, Proktitis, Zervizitis, Bartholinitis, Endometritis, Salpingitis, Adnexitis, PID, Konjunktivitis, Infertilitätk, ektope Schwangerschaft
Reaktive Arthritis, M. Reiter

PCR
(Urin, Cervixabstrich)
Antikörper incl. cHSP60-IgG
Neugeborene:
Einschlusskörperchen-Konjunktivitis, atypische Pneumonie
weltweit intra partum bei Passage durch den Geburtskanal PCR
(Augenabstrich, Trachealsekret, Rachenspülwasser)
L1-3 Lymphogranuloma venereum Tropen, weltweit als Koinfektion bei HIV zunehmend Sexualkontakte PCR
(Ulcusabstrich, Lymphknotenaspirat)